Geschichte

Der Musikverein Grunern im Wandel der Zeit: 190 Jahre (1826 - 2016)

Der Musikverein Grunern gehört mit zu den ältesten Musikkapellen im Markgräflerland. Der Gründer war Pfarrer Blasius Metzger, der erste badische, großherzogliche Pfarrer, der von 1812 bis 1834 in Grunern segensreich wirkte. Als ehemaliger Mönch des Klosters St. Trudpert und aus Staufen gebürtig, war er sehr kunstbeflissen und musikfreudig. Er legte besonderen Wert auf die musikalische Gestaltung der Gottesdienste. Die Kirchenrechnungen des Pfarrarchives Grunern geben uns heute wichtige Hinweise über die Kirchenmusik. Schon im Jahre 1820/1821 erscheinen dort Positionen von jährlich 5 - 10 Gulden zur Anschaffung von Klarinetten, Hörnern und Trompeten. Bis 1827 wurden Jahr für Jahr neue Musikinstrumente gekauft. Bis zum Jahre 1840 trug der Kirchenfond nachweislich die Reparaturen dieser Instrumente.

Das Gründungsjahr des Musikvereins wurde jedoch auf das Jahr 1826 festgelegt.

Zu dieser Zeit war Grunern ein Kurort mit großem Badebetrieb. Das Kurhaus, heute Landgasthof "Bären-Bad", 1738 erbaut, hatte fünfzig Badezellen mit den dazugehörenden Einrichtungen. Hier entsprang die Mineralquelle, die nach der Schutzpatronin der Gemeinde "St. Agatha - Brunnen" benannt wurde. Um die zahlreichen Kurgäste aus nah und fern zu unterhalten, konzertierte die Kapelle in der Regel am Mittwoch und Sonntag. Oft wurden die Musiker auch vom Feld und aus dem Wald zusammengerufen, um auf besonderen Wunsch den Kurgästen einige Musikstücke zu spielen.

Pfarrer Blasius Metzger (geb. Johann Baptist) ist auf dem Friedhof in St. Trudpert begraben. Das Grabmal ist heute noch erhalten und steht rechts neben dem Haupteingang des Münstertäler Friedhofes.

Das 75-jährige Stiftungsfest verbunden mit der Fahnenweihe war 1893 der erste große Meilenstein in der Geschichte des Musikvereins Grunern. Die Frauen und Jungfrauen des Dorfes stifteten dem Verein eine Fahne, die heute noch in sehr gutem Zustand vorhanden ist. (Aus dieser Tatsache heraus, ergibt sich rechnerisch für den Verein das Gründungsjahr 1818. Dies ist jedoch geschichtlich nicht mehr genau nachvollziehbar).

Am Pfingstfest 1926 wurde das hundertjährige Bestehen gefeiert. Der Abend begann mit einem Fackelzug und anschließendem Festbankett. Mit Böllerschüssen und Marschmusik wurde der Pfingstmontag begrüßt. Nach dem Festgottesdienst schloss sich der Frühschoppen an. Nachmittags fand ein von Reitern angeführter Umzug mit 12 Musikvereinen aus der Region statt. Das Jubiläum klang am Dienstag mit einem großen Feuerwerk am späten Abend aus. Da der finanzielle Erfolg offenbar sehr gut war, beschloss man neue Instrumente zu kaufen. Die alten wurden 1927 nach Oberrimsingen verkauft, was zur Gründung der dortigen Musikkapelle geführt hat.

In der Generalversammlung im März 1932 wurde durch die Not der Zeit beschlossen, den Jahresbeitrag auf 2 Mark herabzusetzen. Ab dem Jahre 1934 weist das Protokollbuch keine Einträge mehr auf. Es ist jedoch bekannt, dass Johann Gutmann die Kapelle bis zum Jahre 1944 dirigierte.

Am 19.05.1974 spielte der Musikverein dem Ehrenmitglied Leo Riesterer zu seinem 80. Geburtstag auf. Der ehemalige Vorsitzende wusste noch einiges von damals zu berichten. Unter anderem: "Im 3. Reich spielte die Kapelle wie eh und je an der Fronleichnamsprozession. Daraufhin wurde ich zum Kreisleiter berufen, welcher mich als Vorstand kurzerhand absetzte und uns das Spielen bei kirchlichen Anlässen untersagte."

Es folgte nun eine Zeit, in der der Taktstock ruhte und die Töne schwiegen.

Doch schon am 17. April 1946 fanden sich einige Leute zusammen und bildeten trotz Not der Nachkriegszeit mit viel Idealismus eine Kapelle. Gründungsmitglieder waren Franz Gramelspacher, Eugen Gramelspacher, Franz Riesterer, Hermann Ortlieb und Franz Sink. Am 28. August 1946 erteilte der Militärgouverneur der französischen Besatzungsmacht die Genehmigung zur Neugründung des Musikvereins Grunern.

Bereits Ende der 40er Jahre wurden die ersten bunten Abende mit Theaterstücken ausgerichtet. Als Laienspieler agierten nicht nur Musiker, sondern ebenso der Sportverein, der Kirchenchor und andere. Bis weit in die 70er Jahre erfreuten sich diese Veranstaltungen immer großer Beliebtheit bei den Grunerner Bürgern. So wurden jährlich in der Fastnachtszeit, zur Cäcilien-Feier Ende November und an der Weihnachtsfeier wunderschön inszenierte Theaterstücke aufgeführt.

Über viele Jahre hindurch unternahm der Verein - oft gemeinsam mit der Feuerwehr - jährliche Ausflüge. Ziele dieser Reisen waren unter anderem Genf, Oberstdorf oder Innsbruck, um nur einige zu nennen.

In den Tagen vom 2. bis 4. Juni 1951 feierte der Musikverein sein 125-jähriges Bestehen. Damit verbunden war das erste Verbandsmusikfest des Markgräfler Musikverbandes in der Nachkriegszeit. Im Vordergrund stand das Wertungsspiel, an dem sich 21 Kapellen beteiligten. Als Ehrengast konnte der Vorsitzende Leo Riesterer den damaligen Staatspräsidenten Leo Wohleb begrüßen, der in seiner Ansprache die Pflege der Volksmusik in den Landgemeinden würdigte. Er überreichte dem Musikverein Grunern zum Jubiläum im Namen der Landesregierung eine Fahnenschleife in den badischen Landesfarben.

Ein weiteres großes Ereignis war das 140-jährige Vereinsjubiläum vom 17. bis 20. Juni 1966, das ebenfalls mit einem Verbandsmusikfest des Markgräfler Musikverbandes verbunden war. Nach einem eindrucksvollen Unterhaltungsabend mit einem "Artistischen Cocktail" wurde auch der darauffolgende Sonntagabend mit einem Konzert der 70 Mann starken Polizeikapelle Basel zu einer bleibenden Erinnerung aller Besucher.

In den Jahren von 1969 bis 1971 wurden jeweils am Abend des 24. Dezember, vor Beginn der Mitternachtsmesse, hoch oben vom Kirchturm über die Dächer der Gemeinde einige Weihnachtslieder gespielt.

Der Höhepunkt im bisherigen Vereinsleben war die Feier des 145-jährigen Bestehens im Juni 1971, bei der Landrat Allgaier, Müllheim, dem Vereinsvorsitzenden Gerd Köpfer die vom Bundespräsidenten verliehene PRO MUSICA-PLAKETTE überreichte.Über den Samstag abend erfährt man aus dem Protokollbuch: "Bald war eine gute Stimmung im Zelt, welche sich trotz eines schweren Gewitters nicht beeinträchtigen ließ. Obwohl das Zelt unter dem Regenprassel zu brechen drohte, ließ man sich nicht beirren, denn die Geschwister Dimka und Regina aus Staufen sangen dem Blitz und dem Regen sein bestes ab, unter jubelndem Beifall für die beiden. Draußen vor dem Zelt spielte jedoch eine ärmere Szene, denn dort wurde Hammel am Spieß original und meisterhaft zubereitet vom bekannten Schäferkönig Heinz Seywald. Wer dies in dem Gewitter sah, erinnerte sich an die heilige Nacht, wo es kein trockenes Plätzchen gab. Herr Seywald mit seinen Helfern am Feuer bedeckten sich mit Teppichen und sämtlichen brauchbaren Gegenständen. Ein Glück, dass es nach Regen wieder Sonne gibt. Bald lief das Geschäft wieder auf Hochtouren und ein mancher verzehrte noch eine zweite Portion Hammel."

Im August 1974 wurde erstmals im Zeltlager "Buschhofen" beim Gasthaus "Rebstock" musiziert. Hierdurch wurden Kontakte in die Ferne geknüpft. Die Verbindungen aus dieser Zeit bestehen weiter bis heute.

Aber auch das 150-jährige sowie das 160-jährige Vereinsjubiläum wurden 1976 beziehungsweise 1986 jeweils in einem großen Zelt an der Schule im Dorf gebührend gefeiert. Das Jubiläumsjahr 1976 hatte für die Kapelle noch eine weitere Bedeutung. Der Vorsitzende Gerd Köpfer konnte beim Osterkonzert die Musiker in einem neuen Look vorstellen. In schmucken blauen Hemden mit dem Grunerner Wappen und schwarzen Hosen.

Zur Überraschung vieler Grunerner Bürger hatte die Kapelle zum Jahreskonzert 1984 ein anderes Erscheinungsbild. Die neue Uniform bestand aus einer grünen Weste mit schwarzer Schleife. Im Mittelpunkt des Jahres 1984 stand auch der Beschluss, statt einem jährlichen Sommerfest des Musikvereins einen gemeinsamen Dorfhock zu gestalten. So wurde am 23.06.1984 der 1. Grunerner Dorfhock eröffnet. Der Musikverein bewirtete die Gäste damals in der Scheune des Gasthauses "Bären-Bad".

Im Spätherbst 1988 wurde die neue Vereinsfahne feierlich in der Grunerner Kirche geweiht. Sie erhielt den Fahnenspruch "Musik ist die wahre Menschensprache". Unser damaliger Vorsitzender Heinz Neermann konnte die Anschaffung der Fahne durch reichliche Spenden aus der Dorfbevölkerung und aus Freundeskreisen des Vereins ermöglichen.

Seit 1992 verbindet die Harmonie Bonnevilloise aus Bonneville / Frankreich und den Musikverein Grunern ein mehr als freundschaftliches Verhältnis. Gemeinsam musizierten die beiden Kapellen erstmals im April 1993 bei einem Doppelkonzert in der Aula des Faust-Gymnasiums Staufen. Inzwischen gab es viele gegenseitige Besuche und Doppelkonzerte in Bonneville und Grunern, die immer großen Anklang fanden.

Seit Bestehen des Vereins wirkt die Kapelle bei kirchlichen als auch bei weltlichen Anlässen mit. Konzerte und Musikfeste, die Teilnahme an Wertungsspielen und gesellige Veranstaltungen waren die herausragenden Geschehnisse.

Seine musikalische Visitenkarte gibt der Verein mit dem traditionellen Jahreskonzert in der Osterzeit ab. Zum ersten Mal fand diese Veranstaltung 1975 - mit zwischenzeitlicher Unterbrechung - in der Aula des Faust-Gymnasiums in Staufen statt. Diese Konzerte sind eine besondere Herausforderung für die Musiker und den Dirigenten. Um den Ansprüchen des Publikums gerecht zu werden, treffen sich die aktiven Musiker seit 1996 einige Wochen zuvor zu einem Probewochenende. Von Samstag bis Sonntag wird geprobt und der kameradschaftliche Teil kommt auch nicht zu kurz.

Aus Begeisterung wurde der Musikverein geboren. Beharrlichkeit, Ausdauer und Idealismus benötigen die Musikerinnen und Musiker für ihr Hobby, die Blasmusik.

Dirigent und Musiker, Vorstand und Mitglieder sind beseelt von dem Gedanken, ihren Teil für die Erhaltung des in unserer Zeit immer mehr geforderten Gemeinschaftsinnes beizutragen und dies an die Zukunft weiterzugeben. Mit der Hoffnung, dass sich immer wieder idealistische und musikbegeisterte Menschen finden, die dieser Gemeinschaft angehören, den Menschen Freude bringen und so den Fortbestand der Blasmusik sichern, wird dieser Rückblick auf die Geschichte des Musikvereins Grunern abgeschlossen.

Andrea Möllinger

Quellen:
Protokollbücher des Musikvereins Grunern
Chronik aus der Festschrift zum 140-jährigen Jubiläum aus dem Jahr 1966
100 Jahre Markgräfler Musikverband
Unterlagen von Dr. Walter Fauler und Guido Gramelspacher